Medien spielen eine zentrale Rolle beim Thema Rassismus: Auf der einen Seite haben sie Rassisten immer wieder groß gemacht und auf der anderen Seite finden sich unter den Medienmachern vor allem Verbündete im Kampf gegen Rassismus. Im Rahmen des Projektes „Prominent gegen Rassismus“ veranstaltete die Stiftung gegen Rassismus am 01.12.2017 in Frankfurt am Main eine Tagung zum Thema „Medien gegen Rassismus“. An der Tagung mit insgesamt 24 Teilnehmenden nahmen Experten aus dem ganzen Bundesgebiet teil.

Eine dieser Expertinnen war Sabine Schiffer vom Institut für Medienverantwortung, die darauf hinwies, dass auch negativ dargestellte politische Akteure durch die Verbreitung in den Medien als relevant wahrgenommen werden. Auch wohlmeinende Diskurse müssen selbstkritisch sein. Außerdem wies sie auf die häufige Gegenüberstellung von Muslimen und Deutschen hin. In Untersuchungen fiel zudem auf, dass die Angriffe auf deutsche Frauen in Köln zu einem bundesweiten Thema wurden, während tätliche Angriffe auf Flüchtlingskinder oder Flüchtlingswohnheime oft ein regionales Thema blieben. Durch den Abbau fester Stellen im Journalismus besteht die Gefahr, dass sich die journalistische Arbeit immer mehr zur PR entwickelt.

Simone Rafael vom Netz für digitale Zivilgesellschaft der Amadeu Antonio Stiftung berichtete, dass in den sozialen Medien nur strafrechtlich Relevantes auch korrigiert werden muss – allerdings fehlen dafür Schwerpunktstaatsanwaltschaften. Die meisten Beiträge fallen unter die freie Meinungsäußerung. Durch das neue Netzwerkdurchsetzungsgesetz sei es entscheidend, dass Nutzer reagieren. Die Beschwerdemeldungen durchlaufen dabei zwei Ebenen. In der ersten Ebene geht es nur darum einen Beitrag zu melden. Entscheidend ist die zweite Ebene, in der Nutzer einen Verstoß genauer beschreiben sollen. Erst diese Meldung wird dann von Fachpersonal angesehen, welches dann nicht nur den Beitrag löscht, sondern auch die Quelle untersucht. Informationen über ein erfolgreiches Vorgehen gegen rassistische Äußerungen im Netz sollen auf die Seite der Internationalen Wochen gegen Rassismus und anderer Institutionen gestellt werden.

In einem anschließenden Podiumsgespräch wurde unter anderem darauf hingewiesen, dass Medien Geschichten erzählen wollen und nicht das Interesse der Akteure vertreten. Doch in der Umsetzung sei es schwierig abzuwägen, wann ein Bericht über Rassisten noch reine Abbildung der Ereignisse ist und ab wann Journalisten Konstrukteure der Wahrnehmung sind und damit Raum sowie Aufmerksamkeit für Rassisten schaffen. Dadurch wird auch zu Fehlwahrnehmungen beigetragen.

Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast fasste am Ende als Journalistin, frühere Staatssekretärin im Bundesinnenministerium und zivilgesellschaftliche Akteurin ihre Eindrücke von der Tagung zusammen. Sie betonte, dass Stereotype zu vermeiden sind, denn diese nutzen Rechtsextreme für ihre Zwecke. Stattdessen sollten Medien mehr über Bürgerinitiativen gegen Rassismus berichten. Seit den 70er Jahren zeigen Untersuchungen, dass wir 12 -18% rechtsextremistische Menschen in Deutschland haben –  an dieser Zahl hat sich seit dieser Zeit wenig verändert. Problematisch ist es jedoch, wenn Parteien „Verbeugungen nach rechts“ machen. Für die Zukunft sei es wichtig, immer wieder Tatsachen zu benennen und dagegen zu halten. Doch auch eine gewisse Ironie beim Umgang mit dem Thema sollte nicht fehlen.

gez. Dr. Jürgen Micksch
Geschäftsführender Vorstand der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus

und Julia Wolter
Referentin

Darmstadt, 2.12.2017

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