Statement Kampagne

"Einmischen bedeutet für mich..."

In unserer Statement-Kampagne “Einmischen bedeutet für mich…” zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus 2023 finden sich Statements zum diesjährigen Motto “Misch Dich ein”. Verschiedene Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft positionieren sich hier gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Die Statements wurden im Verlauf der diesjährigen Internationalen Wochen gegen Rassismus (20. März – 2. April 2023) nach und nach veröffentlicht. Sie finden Sie hier auf der Website sowie auf unseren Social Media Kanälen (Facebook, Instagram, Twitter & YouTube).

Hier findet sich die Playlist der Video-Statements zur Kampagne “Einmischen bedeutet für mich…”.

“Einmischen bedeutet für mich neben den publizistischen Aktivitäten vor allem die unmittelbaren Interventionen in meinen heterogenen sozialen Bezugsgruppen wie Verwandtschaften, Freundesgruppen und Vereinen. Dies ist mir deshalb wichtig, weil sich dort viele Normalisierungen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entwickeln und verbreiten. Es ist dann auch eine Selbstüberprüfung meiner eigenen Konfliktfähigkeit – wenn es drauf ankommt. Denn diese Interventionen können sozial sehr kostenintensiv werden, weil man damit rechnen muss, dass es zu Kontaktabbrüchen  und Ausschlüssen kommt.”

Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer

Senior Professor, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Universität Bielefeld

“Einmischen bedeutet für mich …
zu wenig! Gegen Rassismus ist etwas gefragt, was klarer, bestimmter und mehr ist als sich einzumischen, nämlich widersprechen, Nein sagen, aktiv etwas tun gegen Menschenfeindlichkeit. Jetzt. Dem geht voraus, was oft noch schwerer ist: Selbsterkenntnis und Selbstkritik. Die Internationalen Wochen gegen Rassismus erinnern mich daran und spornen mich dazu an.”

Foto: EKvW / Schütze

Dr. h. c. Annette Kurschus

Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) & Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen

“Einmischen bedeutet für mich …,

dass Werte nicht nur leere Phrasen sind. Erst die Courage, sich aktiv einzumischen bedeutet Vielfalt.” 

Ali Can

Sozialaktivist, Autor und Diversity-Trainer

„Haltung zeigen, widersprechen, einschreiten – das geht uns alle an. Misch Dich ein – das ist das Motto der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2023 und das ist Auftrag für alle 84 Millionen Menschen im Land. Denn der Kampf gegen Rassismus ist systemrelevant für unsere Demokratie. Darum unterstütze ich als Schirmherrin sehr gerne die Internationalen Wochen, die Stiftung gegen Rassismus und die vielen Menschen, die sich bei mehr als 2.000 Aktionen im ganzen Bundesgebiet an den diesjährigen Wochen beteiligen. Dabei haben alle die Bundesregierung und mich an der Seite und wir wissen, wie viel im Kampf gegen Rassismus zu tun ist. Das hat im Januar 2023 auch mein Lagebericht Rassismus in Deutschland gezeigt, den ich dem Bundeskabinett vorgelegt habe. Der Bericht nennt drei zentrale Erkenntnisse:

  1. Die Mehrheit weiß, dass Rassismus ein Problem ist.
  2. Wer von Rassismus betroffen ist, wird zwar endlich besser gehört, aber braucht noch mehr Unterstützung.
  3. Antirassismus ist kein Nischen-Thema oder nur für Minderheiten, sondern ein wichtiger Auftrag für uns alle.

Als Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung geht es mir deshalb vor allem um bessere Beratung, mehr Respekt und mehr Prävention. Zudem muss die Perspektive der Betroffenen in den Mittelpunkt. Das gehe ich konsequent an, auch mit der im Januar 2023 bundesweit gestarteten community-basierten Beratung: acht Trägerstrukturen von Migrantenorganisationen und nicht-staatlichen Beratungsstellen werden für alle da sein, die von Rassismus betroffen sind. Damit alle wissen, wer zusätzlich zur 110 helfen kann. Das soll auch Lücken schließen, wo es bislang kaum Anlauf- und Beratungsstellen gibt. Etwa in ländlichen Regionen, in Kleinstädten oder in Ostdeutschland.

Zudem unterstütze ich die Betroffenen- und Opferinitiativen. Denn wir dürfen Menschen und ihre Familien, die rassistische Gewalt erlebt haben, nicht allein lassen. Was die Familien etwa in Hanau oder München nach rassistischen Mordanschlägen durchgemacht haben, ist unvorstellbar. Damit meine ich nicht nur die Trauer-Arbeit, die niemals abgeschlossen ist. Sondern auch mangelnden Respekt in den Wochen und Monaten danach. Die Initiativen brauchen dringend mehr Ressourcen: für eigene Projekte in der politischen Bildung, für Räume zum Austausch, für ihre Erinnerungsarbeit.

Abschließend zur Prävention: Auch sie muss gestärkt werden. Denn niemand wird als Rassist*in geboren, aber alle müssen von Kindesbeinen an gestärkt werden, um resilient gegen Hass zu sein. Nur dann werden sie später bei Rassismus widersprechen, Haltung zeigen, sich einmischen. Das muss Präventionsarbeit
leisten. Da muss schon in Kitas, Schulen und Jugendarbeit angesetzt werden, aber auch in Sportvereinen und Sportverbänden. Gerade dort können wir viele Menschen niedrigschwellig und generationenübergreifend erreichen – im Dorfverein, in den Sporthallen, in Landessportbünden. Darum freue ich mich, dass die Internationalen Wochen auch 2023 einen Aktionstag Bewegt gegen Rassismus durchführen. Darum werde ich im Amateur- und Breitensport Projekte für Trainer*innen, Betreuer*innen und Vereinsmitgliedern fördern für Prävention, Intervention und konsequenten Antirassismus.

Bei allen Vorhaben ist klar: Wir werden den Kampf gegen Rassismus nur gemeinsam gewinnen – Staat und Gesellschaft, Seite an Seite, mit starken Partner*innen vor Ort, egal wie klein die Initiativen sind, jeder und jede zählt! Genau hier setzen die Internationalen Wochen an und ich danke der Stiftung und ihrem Team, dass sie auch 2023 über Rassismus aufklären, sensibilisieren und weiter ein starkes Netzwerk knüpfen.“

Reem Alabali-Radovan

Staatsministerin, Rede zur Auftaktveranstaltung der Internationalen Wochen gegen Rassismus

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